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Österreichische Textilzeitung: Gute Chancen für zukunftsorientierte Modehändler

Auch 2022 konnte die Branche die Umsätze von 2019 nicht erreichen. Bei Hachmeister + Partner sieht man trotzdem gute Chancen für zukunftsorientierte Modehändler.

Veröffentlicht am 23.01.2023

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Gute Chancen für zukunftsorientierte Modehändler

Wie fällt Ihre Bilanz über das Jahr 2022 aus?
Das Jahr war für viele Händler erneut herausfordernd. In unserem h + p-Kreis ging 2022 mit einem Umsatzrückgang von 6,5 % (stationär + online) zum Vorkrisenniveau zu Ende. Die HAKA verzeichnet dabei einen geringeren Rückgang als die DOB. Im Business- und Anlass-Segment gab es erhebliche Nachholeffekte und der Premium-Bereich performte erneut besser als der Mainstream. In den letzten Jahren sehen wir außerdem, dass sich die Gesamtkosten inkl. Wareneinsatz reduzieren. Budgets werden genau in Augenschein genommen und Ware enger am Bedarf geplant. Und die Kostenstrukturen verschieben sich deutlich. So sind etwa die Energiekosten gestieg

Was hat Sie überrascht?
Dass das Premium- und das Luxus-Segment in solch einem nachhaltigen Ausmaß weiterwachsen, war nicht zu erwarten. Überraschend ist auch, dass der Onlineumsatz nicht weiter durch die Decke ging. Die Kunden suchen wieder das stationäre Einkaufs-, Beratungs- und Aufenthaltserlebnis. Als dritter Punkt ist die weitere Verstärkung des Themas Nachhaltigkeit trotz aller Lieferherausforderungen und der negativen Konsumlaune überraschend.

Gibt es Besonderheiten für den österreichischen Markt?
Grundsätzlich laufen der österreichische und der deutsche Markt parallel. Auch in Österreich sehen wir in unseren Daten eine Tendenz in Richtung eines breiteren Angebots von Premiummarken. Darüber hinaus entwickeln sich etablierte Marken in Österreich besser als in Deutschland.

Warum sind die Umsätze von 2019 für so viele Häuser immer noch außer Reichweite?
Ganz klar durch den Ukraine-Krieg mit den daraus folgenden Lieferkettenproblematiken, dem Anstieg bei den Energiekosten und den gestiegenen Lebenshaltungskosten für die Konsumenten und damit verbunden auch für die Händler. Für den Handel sowie für die Brands gilt es somit, permanent neue Herausforderungen zu bewältigen, andererseits auch einen zunehmend verunsicherten Konsumenten abzuholen. Nach wie vor blicken wir auf sinkende Frequenzen. Ein klares Ziel sollte die Erhöhung der Conversion Rate in Verbindung mit Cross-Selling-Potenzialen sein.

Sehen Sie auch Lichtblicke?
Eine Umfrage in unserem Mandantenkreis ergab, dass 62 % der Händler trotz der großen Herausforderungen zufrieden / eher zufrieden mit dem abgelaufenen Jahr sind. An vielen Stellen beweist unsere Branche also eine Krisenresistenz bzw. hat sie gelernt, Herausforderungen zu managen und als Chancen anzusehen. Auch wir von Hachmeister + Partner blicken zuversichtlich in die Zukunft.

Wie entwickelt sich das Konsumverhalten aktuell?
Die Konsumenten sind zunehmend verunsichert und wissen noch nicht, welche zusätzlichen Kosten im neuen Jahr auf sie zukommen. Andererseits blicken wir auf eine gesellschaftlich größer werdende Schere, sodass Kundenschichten preislich nach oben oder unten abwandern. Damit wichtiger wird es für Händler wie auch Brands, die Kunden weiter in den Fokus zu setzen und differenziert anzusprechen.

Welche Chancen sehen Sie derzeit im Markt?
In Anbetracht einer laufenden Marktbereinigung werden sich immer Chancen für die auftun, die an zukunftsorientierten Geschäftsmodellen arbeiten. Darüber hinaus sehen wir, dass viele Händler enger am Bedarf des Endkunden planen und so unterm Strich einen höheren Deckungsbeitrag bei geringeren Abschriften erzielen. Chancen bergen auch eine Automatisierung der Warensteuerung, ein intelligenteres Replenishment und eine individualisierte Ansprache der Kunden.

Was folgert aus all dem für den Einkauf?
Für den Einkauf wird es noch wichtiger werden, auf die richtigen Partnerschaften und starke Marken zu setzen. Der Trend geht ganz klar zu einem kleineren Markenportfolio, aber einer höheren Sortimentskompetenz je Marke. Auch sollte die Werthaltigkeit einer jeden Marke für den Endkunden genau geprüft werden. Darüber hinaus fordern sinkende Stückzahlen eine sensible Verschiebung in Richtung höherwertiger Ware.

Wagen Sie eine Prognose für 2023?
Sicherlich wird es ein herausforderndes Jahr. Viele Unternehmen gehen davon aus, dass 2023 schwieriger wird als 2022. Erste Unternehmen geraten in Schieflage bzw. unter Handlungsdruck. Prominentestes Beispiel mit offenem Ausgang ist hierfür sicherlich Galeria. Darüber hinaus gibt es viele Unsicherheiten, die man miteinberechnen muss, die aber zum Teil kaum absehbar sind. Ich erwarte eine Erholung für das Jahr 2024, auch weil sich dann der Markt bereinigt hat.

Österreichische Textilzeitung, Manuel Friedl: 2023 wird schwieriger als 2022" (23. Januar 2023)

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