// Fachartikel

TextilWirtschaft: "Der Handel funktioniert zu großen Teilen noch in alten Geschäftsmodellen"

Uwe Seibicke von der Unternehmensberatung hachmeister + partner erklärt im TW-Interview, was der Handel gegen den akuten Fachkräftemangel tun kann, wie Begeisterung für die Arbeit auf der Fläche entsteht und wie erfolgreiches Onboarding aussieht.

Veröffentlicht am 24.05.2024

null
Magazin > TextilWirtschaft: "Der Handel funktioniert zu großen Teilen noch in alten Geschäftsmodellen"

"Der Handel funktioniert zu großen Teilen noch in alten Geschäftsmodellen"

Uwe Seibicke von der Unternehmensberatung hachmeister + partner erklärt im TW-Interview, was der Handel gegen den akuten Fachkräftemangel tun kann, wie Begeisterung für die Arbeit auf der Fläche entsteht und wie erfolgreiches Onboarding aussieht.

TextilWirtschaft: Was können die Händler gegen den akuten Fachkräftemangel tun?
Uwe Seibicke:
 Der Handel funktioniert zu großen Teilen noch in alten Geschäftsmodellen. Die Chance, durch neue Prozesse die Organisation neu aufzustellen, haben viele noch nicht ergriffen. Dies ist die Grundlage, um zu klären, welche Talente brauche ich in meinem Unternehmen der Zukunft?

Und wie sollten Händler das konkret angehen?
Wichtig ist zu definieren, welche Funktionen sind Kernbereiche des Unternehmens und welche können durch kooperative Modelle wahrgenommen werden. Ein Kernbereich für den Handel ist der Verkauf. Dies erscheint zunächst nicht neu. Wenn dieser Bereich in der Wertigkeit, inklusive Karriere-Möglichkeiten und Einkommen über Funktionen wie zum Beispiel dem Einkauf gestellt wird, dann ergibt sich ein anderes Bild. Das Motto lautet daher 'Verkauf neu denken'. Es gilt, den Beruf des Verkäufers neu zu definieren. Vom Verkäufer zum Kunden-Manager könnte ein Entwicklungsprofil sein, das auch das Image für diesen wichtigen Bereich in ein attraktives Licht setzt.

Wo und wie findet man heute noch gute Mitarbeiter und vor allem auch motivierte Azubis?
Um gute Mitarbeiter zu finden, sollte sich das Unternehmen zunächst selbstkritisch hinterfragen, ob es für Mitarbeiter attraktiv ist. Junge Mitarbeiter brauchen hierzu eine besondere Ansprache, zum Beispiel über Social Media oder auch auf Newcomer-Messen. Um wahrgenommen zu werden, sind Sprache und das Aufzeigen von Karriere-Möglichkeiten wichtig.

Wie begeistert man Mitarbeiter und Newcomer noch für die Arbeit auf der Fläche?
Begeisterung für den Beruf kann nur durch eine Qualifikation und Förderung dieser Mitarbeiter entstehen. Hierzu bieten sich entweder die Durchführung von Inhouse-Schulungen an oder das Anbieten mit externen Trainern. Dies sollte von vornherein als Schulungsserie geplant werden, denn eine einmalige Aktion kann keinen nachhaltigen Effekt bringen.

Wie sieht erfolgreiches Onboarding aus?
Es ist zunächst wichtig, überhaupt einen Onboarding-Prozess definiert zu haben und diesen auch umzusetzen. Klaren Zuständigkeiten und Ansprechpartnern kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Gerade zum Start sollte es regelmäßige Feedback-Schleifen mit dem Mitarbeiter geben, um die bestmögliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zu schaffen.

In diesem Zusammenhang sollte für den Mitarbeiter eine konstante und langfristige Karriereplanung zusammen durchdacht und angegangen werden. Die Mitarbeiter sollten die Möglichkeit bekommen, Verantwortung im Rahmen der Profile zu übernehmen und so an neuen Aufgaben zu wachsen.

Welche Motivationsmöglichkeiten kommen heute am besten bei den Mitarbeitern an?
Hier gibt es kein allgemeingültiges Konzept. Jedes Unternehmen sollte die Aspekte unterstützen, die zum Unternehmen selbst passen. Diese sollten authentisch und wertschätzend dem Mitarbeiter gegenüber sein. Wertschätzung an sich ist vielleicht der größte Motivations-Hebel. Generell gilt folgende Leit-Maxime: Mitarbeiter-Perspektive x Kunden-Perspektive = Nachhaltiger Erfolg.,

TextilWirtschaft, Kirsten Reinhold: "Der Handel funktioniert zu großen Teilen noch in alten Geschäftsmodellen" (Freitag, 24. Mai 2024)

// Magazin

Weitere Artikel


© 2024 hachmeister + partner