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Spätestens mit dem Temperatursturz im November sollte das Interesse der Konsumenten an Jacken und Mänteln erwachen. In diesem Jahr verzögert sich dies offenbar. Nur ein Thema aus dem Gespräch mit Felix Groß-Vallee, Principal bei hachmeister + partner, zur Nachfrageentwicklung in Bezug auf das Sport- und Outdoor-Segment.
Veröffentlicht am 20.11.2024
Spätestens mit dem Temperatursturz im November sollte das Interesse der Konsumenten an Jacken und Mänteln erwachen. In diesem Jahr verzögert sich dies offenbar. Nur ein Thema aus dem Gespräch mit Felix Groß-Vallee, Principal bei hachmeister + partner, zur Nachfrageentwicklung in Bezug auf das Sport- und Outdoor-Segment.
TextilWirtschaft: Der November ist ein klassischer Outdoor-Monat. Inwieweit gilt das auch in diesem Jahr?
Felix Groß-Vallee: Normalerweise ist der November prädestiniert für das Outdoor-Segment, da ein kühleres und wechselhaftes Wetter die Nachfrage nach Funktionskleidung, wetterfester Mode und warmen Accessoires antreibt. In diesem Jahr ist der Outdoor-Bereich hingegen insgesamt rückläufig. So haben sich die Umsätze im Sortiment Outdoor Textil in der 44. und 45. Woche negativ entwickelt (minus 8,5% zum Vorjahr).
In der separierten Betrachtung für die 45. Woche liegt das Minus nur noch bei 0,7%. Somit geht der Trend in die richtige Richtung, und das Sortiment scheint sich von dem schwachen Oktober zu erholen. Die gleiche Entwicklung zeigt sich bei Jacken – in DOB wie HAKA.
Wie haben sich die Umsätze in den ersten Wochen des Monats entwickelt?
In der 44. Woche gab es in unserem H.I.T.-Kreis auf Haus-Gesamt-Basis mit minus 7,8% zu 2023 eine negative Entwicklung. Beeinflusst wurde dies jedoch von bundesländerabhängigen Feiertagen. Die 45. Woche zog mit einem Umsatzplus von 2,2% an.
Wie haben sich die weiteren Kennzahlen entwickelt?
Die LUG war in der 44./45. Woche rollierend minimal rückläufig, liegt aber immer noch bei 2,3. Bei der erzielten Kalkulation konnten die Händler gegenüber dem Vorjahr ein leichtes Plus (plus 0,3 Prozentpunkte) generieren und damit den Umsatzrückgang (minus 3,2%) hinsichtlich des Nettorohertrags zumindest teilweise kompensieren. Der Rückgang des Nettorohertrags lag damit bei minus 2,6%.
Bei der Conversion Rate gab es in der 44. Woche eine leichte Abwärtsbewegung auf 19,4%, die sich in der 45. Woche dann wieder bei 20,5% eingependelt hat. Auch bei der Frequenz konnten wir einen positiven Trend beobachten. Mit minus 6,5% befand sich diese in der 44. Woche noch deutlich unter dem Vorjahresniveau, ehe sie in der darauffolgenden Woche wieder annähernd auf diesem lag (minus 0,7%). Insgesamt lag die Frequenz über beide Wochen damit bei minus 3,6%.
Was wird im Outdoor- und Sportsegment besonders nachgefragt?
Im Sortimentsbereich Sport waren im Oktober vor allem die Teamsport-Sortimente stark nachgefragt: Der Bereich Teamsport-Textil erreichte im Oktober ein Umsatzplus von 8,6%. Auch die Teamsport-Schuhe performten mit plus 17,9% überdurchschnittlich stark.
Der Outdoor-Bereich hat hingegen sehr schwach abgeschnitten (minus 9,3%), wobei die Outdoor-Schuhe (minus 1,8%) noch am besten in diesem Bereich performten. Der Monat Oktober stand also unter dem Motto: Zusammen aktiv sein bringt mehr Freude.
Inwieweit profitiert das Segment auch vom nahenden Weihnachtsfest?
Dieses Jahr war geprägt von sportlichen Ereignissen. Das zahlt natürlich auf die Sportbegeisterung ein. Darüber hinaus wird das nahende Neujahr häufig als guter Vorsatz für mehr Sport gesehen, weshalb auch der ein oder andere Sportartikel unter dem Weihnachtsbaum liegen wird.
Mit den Olympischen Spielen und der Fußball-EM war 2024 ein ausgewiesenes Sportjahr. Wie stark hat sich das auf die Umsätze mit Sportartikeln ausgewirkt?
Im Großen und Ganzen fallen die großen Sportereignisse im Zeitverlauf nur bedingt bzw. nur segmental auf. Aufgelaufen für 2024 liegt der gesamte Sportbereich per Ende Oktober leicht unter 2023 (minus 0,4% zum Vorjahr).
Insgesamt ist es beachtlich, dass trotz der großen Sport-Events in diesem Jahr der Umsatz in der Kategorie Sport gesamt aufgelaufen unter dem Vorjahr liegt und damit das negative Konsumklima und die damit einhergehende geringe Ausgabebereitschaft nicht kompensieren konnte.
Auf der gesamten Sportebene lagen die Umsätze im Mai noch bei plus 6,5%, zeigten im weiteren Verlauf bis zum Ende der olympischen Spiele im August dann aber einen konstant negativen Trend. Im August wurde im Sportbereich schließlich 3,2% weniger Umsatz als im Vorjahr generiert.
In den einzelnen Sportwelten und hier vor allem bei Fußball und Teamsport, waren hingegen massive positive Effekte zu sehen. Im Juni wurde der Umsatz in der Sportwelt Fußball nahezu verdreifacht und einen Monat später lagen die Umsätze zu Beginn der Olympischen Spiele 40% über dem Vorjahresniveau.
Sneaker spielen im Modehandel längst eine große Rolle. Inwieweit sollten Modeanbieter dieses Segment noch ausbauen?
Sowohl bei den Damen als auch bei den Herren hat das Segment Sneaker einen beachtlichen Umsatzanteil, auch bei etwas kälterem Wetter wie im Oktober. Vor allem bei den Damen erfreut sich das Sortiment einer gestiegenen Nachfrage. Seit Beginn der Herbstsaison (August bis Oktober) hat der Umsatz gegenüber dem Vorjahr zweistellig zugenommen.
Die Konkurrenz ist jedoch groß, da dieses Schuhmodell mittlerweile fast überall erhältlich ist. Eine Diversifizierung und das Anbieten von Nischenprodukten wie funktionellen Sneakern kann durchaus sinnvoll sein.
Während Corona gab es einen regelrechten Outdoor-Boom. Was ist davon übriggeblieben?
Nach dem Boom während der Pandemie hat sich die Nachfrage nach Outdoor-Produkten wieder eingependelt. Outdoor bleibt jedoch ein relevantes Segment.
Wo liegt Ihr Panel aufgelaufen per Ende Oktober? Und was erwarten Sie für den Rest des Jahres?
Per Ende Oktober liegen wir aufgelaufen bei minus 0,9% zum Vorjahr im Bereich Haus gesamt. Einen entscheidenden Faktor für das Jahresergebnis spielt nun noch die Sales-Phase rund um Black Friday und das bevorstehende Weihnachtsgeschäft. Dieses Jahr wird aber sehr wahrscheinlich, wenn überhaupt, nur mit einem geringen Plus abschließen.
Was erwarten Sie in Bezug auf Sport und Outdoor für das kommende Jahr?
Da im kommenden Jahr keine sportlichen Großveranstaltungen wie in 2024 geplant sind, wird es um das Sportsegment herum vermutlich wieder etwas ruhiger. Gleiches gilt für den Bereich Outdoor. Dieser kann sowohl von den Marken als auch von den Händlern durch Aktionen und Events gepusht werden. Der Kreativität sind in diesem Segment keine Grenzen gesetzt.
TextilWirtschaft, Aziza Freutel: "Teamsport läuft, Outdoor schwächelt" (Mittwoch, 20. November 2024)
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